Vermehrung durch Stecklinge
Der Februar ist ein interessanter Monat für Fans der scharfen Genüsse. Im späten Winter ist die ideale Zeit, um mit der Anzucht von Chili-Pflanzen zu beginnen. Dies erfolgt auf der warmen Fensterbank oder im beheizten Wintergarten. Doch es noch eine andere Möglichkeit, um die interessanten Gewächse zu vermehren: Der Anzucht von Stecklingen. Anstelle von Samen werden Triebe von größeren Chilipflanzen verwendet. Was Vorteile mit sich bringt:
- Exakte DNA-Kopie der Mutterpflanze
- Sorte wird stabilisiert.
- Es entsteht keine Vermischung mit anderen Chili-Sorten
- Kann fast jederzeit in der Vegetationsperiode vorgenommen werden.
Bei der vegetativen Vermehrung wird die Chili-Pflanzen 1:1 „geklont“. Bei der Bestäubung der Blüten gibt es keine Trennung der Sorten. Das heißt, dass die Früchte von Bhut Jolokia durchaus Merkmale von 7 Pot Jonah haben können. Durch die Verwendung der Samen entstehen oft neue Chili-Sorten. Diese sind nicht erbfest. Vereinfacht ausgedrückt: Die Schoten der nächsten PflanzenGeneration schmecken häufig anders als gewünscht. Das lässt sich durch Ziehen von Stecklingen umgehen.
Wann ist der ideale Zeitpunkt?
Chili- und Paprika-Pflanzen sind mehrjährig. Mit geringem Aufwand überstehen sie den Winter im Warmen. Ab Ende Februar bis Mitte März beginnt das „Chili-Jahr“. Ab jetzt besteht die Möglichkeit, Stecklinge zu schneiden. Optimal geeignet ist diese Maßnahme im späten Frühling oder frühem Sommer. Da sich aber jede Pflanze anders entwickelt, geht es nicht genau nach dem Kalender.
Das Gewächs sollte noch nicht in voller Blüte stehen. Auch während der Fruchtreife solltet ihr auf Stecklinge verzichten. Die Triebe werden am frühen Morgen oder am Abend geschnitten. Zu dieser Zeit kann sich der Chili leichter von den Verletzungen erholen. Krankheitserreger und Schädlinge haben oft leichtes Spiel mit geschwächten Pflanzen.
Vorbereitung
Haltet folgende Materialien bereit:
- • Kleines Pflanzgefäß
- Mageres Substrat
- Perforierte durchsichtige Folie
- Zahnstocher • Wasserzerstäuber
- Scharfes Messer
- Bei Bedarf Bewurzelungspulver
Ähnlich wie Ihr es von der Samenanzucht kennt, sollte das Erdreich nährstoffarm sein. Normale Blumenerde oder auch Kompost wird dafür mit einer größeren Menge Sand vermischt. Stehende Nässe ist nur für Moor- bzw. Wasserpflanzen geeignet. Bei allen anderen Gewächsen kann dadurch ein irreparabler Schaden entstehen. Schlauchpilze lieben das feuchte Milieu und befallen die
Wurzeln. Die von Hobbygärtnern gefürchtete Wurzelfäule entsteht. Gegen diese Krankheit gibt es kein Heilmittel. Hier gilt: Vorbeugung ist die beste Medizin. Greift aus diesem Grund auf ein Pflanzgefäß mit Löchern zurück. Hier kann das überschüssige Gießwasser zügig abfließen.
Tipp: Seramis hat sich bei Chili ebenfalls bewährt. Das körnige Material fungiert als Wasserspeicher. Und gibt die Flüssigkeit bei Bedarf an seine Umgebung ab. Mischt eine geringe Menge Seramis dem Anzuchtsubstrat bei.
Steckling schneiden
Wählt eine gesunde, große Chili-Pflanze aus. Kräftige, junge Triebe sind gut geeignet und wurzeln schnell an. Greift noch nicht zum Messer. Sondern gießt das Gewächs ein bis zwei Stunden vorher. So können sich die potenziellen Stecklinge noch einmal kräftig mit Wasser vollsaugen. Nach einer ausgedehnten Kaffeepause könnt Ihr dann loslegen.
- • Mit dem Messer 6 bis 10 cm lange Triebe abschneiden.
- Blätter bis auf die zwei obersten Paare entfernen.
- Schnittfläche leicht anschrägen.
- Den Anschnitt mit Bewurzelungspulver benetzen.
- Triebe ungefähr 2/3 tief in das vorbereitete Substrat stecken.
- Mit dem Wasserzerstäuber die Erde anfeuchten.
- Zahnstocher in die Ecken des Pflanzgefäßes drücken.
- Die perforierte Folie vorsichtig darüber legen.
- Den Kübel mit Stecklingen an einen warmen, hellen Standort stellen.
Standort und Pflege
Der Kübel mit den Stecklingen sollte an einen warmen, hellen Platz stehen. Direktes Sonnenlicht ist jedoch kontraproduktiv. Die UV-Strahlung setzt den Gewächsen unnötig zu. Zudem besteht die Gefahr, dass die Erde zu schnell austrocknet. Entfernt die Folie täglich für ein paar Stunden. Damit wird die Luftzirkulation gewährleistet und Schimmel verhindert. Das Substrat darf nie komplett abtrocknen. Bei Bedarf behutsam nachgießen.
Nach der Wurzelbildung die Stecklinge pikieren und in ein kleines Gefäß umsetzen. Auch jetzt ist es wichtig, Mittagshitze zu meiden. Ihr solltet die Gewächse langsam an das direkte Sonnenlicht gewöhnen. So vermeidet Ihr Schäden an den Blättern.
Wachsen die jungen Gehölze zu schnell, könnt Ihr sie mit dem Messer einkürzen. Auf diese Weise erhaltet Ihr buschige, kräftige Pflanzen.
Tipp: Ein ph-Wert von 6.5 wird für Chili oft empfohlen. Dieser Wert lässt sich mittels Teststreifen ermitteln. Probiert es einfach aus. Normalerweise funktioniert die Wurzelbildung auch bei abweichenden ph-Werten.
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Häufig gestellte Fragen bei der Anzucht
Warum ein Messer? Herkömmliche Haushaltsscheren quetschen die Triebe unnötig. Verwendet deswegen ein Werkzeug mit einer geschärften Klinge. Ein Obstmesser hat sich gut für diese
Aufgabe bewährt.
Warum Blätter entfernen? In der ersten Zeit muss der geschnittene Trieb Wurzeln ausbilden. Die Aufnahme von Nährstoffen ist ohne diese nicht möglich. Um Energie zu sparen, werden bis auf das obere Laub alle Blätter entfernt. Das Gleiche gilt auch für Blüten und Knospen.
Was ist ein Bewurzelungspulver? Dabei handelt es sich um ein synthetisches Hormon. In Pulver- oder Tablettenform fördert es das Wachstum der Wurzeln. Das Produkt ist im Fachhandel für Gartenbedarf erhältlich.
Was hat es mit der Folie auf sich? Chilipflanzen lieben Wärme. Im improvisierten Gewächshaus herrschen eine hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen. Innerhalb von 3 bis 4 Wochen bilden die Stecklinge Wurzeln aus.
Woran erkenne ich erfolgreiche Wurzelbildung? Wenn neue Triebe und Blätter wachsen, war die Bildung des neuen Wurzelgeflechts erfolgreich.
Wie viele Stecklinge werden geschnitten? Die Antwort ist simpel: Je mehr, desto besser. Von einer gesunden Chili-Pflanze könnt Ihr mehrere Triebe schneiden. Nicht alle Stecklinge wurzeln zuverlässig an. Bei einer größeren Menge könnt Ihr die stärksten Jungpflanzen auswählen.
Kann man Stecklinge nur schneiden? Nein, auch abgebrochene Triebe könnt Ihr nach dieser Anleitung als Steckling verwenden.
Die Erde schimmelt, was ist zu tun? Die durchsichtige Folie sofort entfernen. Schimmel ist kein Grund zur Panik. Gießt mäßig, dafür aber regelmäßig.
Wie sieht es mit Düngen aus? Ohne Wurzeln bringt die Zufuhr von Nährstoffen rein gar nichts. Wartet mit dieser Maßnahme, bis sich die Stecklinge zu Jungpflanzen entwickelt haben.
Wichtiger Hinweis: Arbeitet keimfrei. Das Messer sollte desinfiziert werden. Bei Bedarf könnt Ihr die Erde in der Mikrowelle oder im Backofen von Krankheiten und schadhaften Insekten befreien.
Quick and dirty
Ihr habt keine Lust auf die Vorbereitung? Dann probiert doch einfach Folgendes aus: Steckt den abgebrochenen oder geschnittenen Chili-Trieb in ein Glas mit Wasser. Nach 3 bis 4 Wochen sollten sich die ersten feinen Wurzeln zeigen. Anschließend in nährstoffreiches Substrat umpflanzen und auf die kommende Ernte freuen.